Qi Gong

Die Grundprinzipien

der Übungspraxis

des medizinischen Qigong

 

 

Im Qigong gibt es eine große Vielfalt an verschiedenen Übungsmethoden. In

ihrer Ausführung richten sich diese jedoch alle nach den gleichen

Grundprinzipien, die im folgenden erläutert werden sollen:

 

 

(1) Körperliche Entspannung und geistige Ruhe

 

 

 

Während der Übungen soll der Körper entspannt sein, und der Geist ruhig und

unbeteiligt bleiben, was der Praktizierende durch das Loslassen jeglicher

ablenkender Gedanken erreichen kann.

Nur so können die Beeinflussung der Hirnrindenaktivität und die regulierende

Wirkung auf die physiologischen Funktionen des Körpers stattfinden, was zur

Verbesserung des Gesundheitszustands der Patienten führt und ihren

Heilungsprozeß in Gang setzt.

 

 

(2) Interaktion zwischen Willen und Qi-Fluß

 

 

Das Qi, von dem hier die Rede ist, beinhaltet die Luft, die die Lungen

einatmen und die Lebens-Energie, die man während der Übungen im Körper zirkulieren

spürt. Die Flußrichtung des Qi soll dabei kraft des eigenen Willens gelenkt

werden.

 

 

(3) Interaktion zwischen Qi- Fluß und physischem Kraftaufwand

 

 

Lenkt man den Qi-Fluß willentlich nach unten, entspannen sich die inneren

Organe -, dementsprechend "kontrahieren" sie, wenn Qi nach oben steigt. Durch

das Zusammenspiel zwischen willentlich gesteuertem Qi-Fluß und der Anwendung

physischer Kraft können willkürlich beeinflußte Muskeln, wie die Zwerchfell

und Bauchmuskulatur, gestärkt werden, was über Reflexe des Nervensystems auch

zu einer Stärkung bestimmter unwillkürlich beeinflußter Muskeln beiträgt. Die

Atmung wird im Qigong langsam und gleichmäßig geführt- ein übermäßiger

physischer Kraftaufwand soll dabei vermieden werden, denn dieser könnte zu einem

Verbrauch der Lebens-Energie führen und damit einhergehende Symptome, wie z. B.

Zuckungen in den Extremitäten, zufolge haben.

 

 

(4) Kräfte verbrauchen und Kräfte erhalten

 

 

Bei den Qigong- Übungen spielt die Bauchatmung eine wichtige Rolle -, sie

trägt zur Regulierung der Funktionen der inneren Organe bei und wirkt somit

anregend auf den Körperstoffwechsel. Dennoch sollte die Bauchatmung nicht

während des gesamten Übungsablaufs durchgeführt werden, da dies zu vorzeitiger

Ermüdung führt und die Aktivitäten der inneren Organe beeinträchtigt werden

können. Deshalb wird die Bauchatmung sanft und in Anpassung an die individuellen

Gegebenheiten des Praktizierenden durchgeführt, bis sie unter dem ruhig werden

des Geistes von der natürlichen Atmung abgelöst wird.

 

 

(5) Hinweise zum Ablauf und zur Vorgehensweise bei den Übungen

 

 

A. Die wichtigste Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Übungsablauf

ist es, während der Durchführung der Übungen geistig und körperlich entspannt

zu sein.

 

 

B. Man wählt die Methode und Körperhaltung (stehend, sitzend oder liegend),

die für den Gesundheitszustand angemessen scheint und dem persönlichen

Bedürfnis entspricht, und beginnt dann mit den Übungen.

 

 

C. Man atmet sanft, langsam, tief und gleichmäßig. Dabei sollte man

versuchen, mit jeder Ausatmung zunehmend körperlich zu entspannen und mit jeder

Einatmung innerlich ruhiger zu werden.

 

 

D. Man konzentriert sich während der Übungen auf einen bestimmten

Vorstellungsinhalt. Dem Praktizierenden Fällt es dadurch leichter, seinen geistigen

Ruhezustand aufrechtzuerhalten.

 

 

E. Der Qi-Fluß soll kraft des eigenen Willens so gesteuert werden, daß er

zuerst in den Ren und Du-Meridianen frei zirkulieren kann, man nennt dies den

"Kleinen Himmlischen Kreis des Qi-Flusses" ("Xiao Zhou Tian"). Dann leitet man

den Qi-Fluß gedanklich durch die acht Außerordentlichen Meridiane -, dies

ist der "Große Himmlische Kreis des Qi-Flusses" ("Da Zhou Tian"). Durch diese

Vorgehensweise breitet sich im Körper ein Wärmegefühl aus.

 

 

F. Nach Beendigung der Übungen wird das Qi gedanklich wieder zu Dantian

geleitet. In manchen Fällen folgt im Anschluß daran eine Selbstmassage.