5 ASA
5 - ASA = 5-Aminosalicylsäure
Im Gegensatz zu Acetylsalicylsäure (Aspirin) ist bei 5-ASA ein Aminorest an das Salicylmolekül gekoppelt. Neben der reinen Form eines Aminosalicylata existieren Modifikationen dieser Substanz:
Das älteste Molekül ist Sulfasalazin (Azaulfidine, Colo-Pleon) bei dem an das 5-ASA Molekül ein Sulfonamidrest (ein Antibiotikum) gebunden ist. Obwohl dieser Sulfonamidrest das Wachstum von Bakterien hemmt, ist das 5-ASA Molekül der bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wirksamer Bestandteil.
Olsalazin (Dipentum) ist ein Präparat bei dem zwei 5-ASA Moleküle aneinander gekoppelt wurden. Die Bindung dieser beiden 5-ASA Moleküle wird durch Darmbakterien am Übergang von Dünn- zu Dickdarm gespalten. Somit entfaltet diese Substanz ihre entzündungshemmende Wirkung im Dickdarm.
Sulfasalazin und Olsalazin sind sogenannte Prodrugs. Das heißt diese Substanzen werden erst durch die Verstoffwechselung durch Enzyme der Darmbakterien in ihre wirksame Form (5-ASA) überführt.
Daneben kann auch reines 5-ASA (Mesalazin) durch entsprechende Verkapselung, aus der, in Abhängigkeit vom Säuregehalt (ph-Wert) des Darmlumens, der Wirkstoff freigesetzt wird, von der vorzeitigen Aufnahme im oberen Dünndarm geschützt werden. Beispiele für dieses Prinzip sind Asacolitin, das bei einem ph-Wert von 7 im terminalen Ileum freigesetzt wird, oder Salofalk und Claversal, welche im mittleren Ileum bei einem ph-Wert von 6 freigesetzt werden.
Nur wenige Patienten mit Morbus Crohn weisen einen Befall des oberen Dünndarms auf. Hier gelangt vor allem das im gesamten Dünn- und Dickdarm wirsame Präparat Pentasa zum Einsatz, welches in kleinsten Kapseln verpackt ist.
5-ASA wird nach der Aufnahme in die Zellen der Darmschleimhaut verstoffwechselt und in acetylierter Form entweder in die Blutbahn aufgenommen und über die Nieren im Urin eleminiert oder aus der Darmschleimhaut zurück in das Darmlumen transportiert und schließlich mit dem Stuhl ausgeschieden.
In der MC und CU Therapie werden sie bei leichten bis mittelschweren Schüben eingesetzt. Bei Cu können sie auch zur Remissionserhaltung eingesetzt werden. Nach chirurgischer
Entfernung entzündeter oder verengter Darmabschnitten stellen Entzündungsrezidive an der chirurgischen Nahtstelle zwischen den adaptierten Darmsegmenten ein häufiges Problem dar. 5-ASA Präparate besitzen einen schwachen Effekt in Hinblick auf die Verminderung von postoperativen Rezidiven.
Grundsätzlich gelten alle in Deutschland erhältlichen 5-ASA Präparate als sicher und äußerst nebenwirkungsarm. Auf jeden Fall zählen sie in der Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa Therapie zu den nebenwirkungsärmsten Therapieformen.
Wirkmechanismus
Ähnlich wie die Acetylsalicylsäure greifen Aminosalicylate ebenfalls in den so genannten Prostaglandinstoffwechsel ein. Prostaglandine sind aus Fettsäuren der Zellmembranen gebildete Entzündungsstoffe. Neben der Bildung bestimmter Prostaglandine vermindert die Therapie mit 5-ASA auch die Entstehung verschiedener Leukotriene, die den Prostaglandinen chemisch ähneln und über teilweise gemeinsame Stoffwechselwege aus kurzkettigen Fettsäuren gebildet werden. 5-ASA Moleküle hemmen außerdem die durch Bakterien verursachte Wanderung von Entzündungszellen in entzündetet Areale der Darmwand. Daneben verringern Aminosalicylate die Bildung entzündungsfördernder Eiweiße (Zytokine) und besitzen antioxidative Effekte, die in verminderter Bildung freier Radikale resultieren. 5-ASA Moleküle können ferner den programmierten Zelltod (Apoptose) bestimmter Zellarten induzieren. Die beiden zuletzt genannten Mechanismen sind möglicherweise die Ursache für die wiederholt bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen unter 5-ASA Therapie beschriebene Verringerung des Risikos, an einem bösartigen Darmtumor zu erkranken.
Beitrag aus dem DCCV-Journal Bauchredner Nr. 73 2/2003